
Hamburger Linken-Spitzenkandidatin Özdemir entscheidet sich für Bundestagsmandat

Nach der Hamburger Bürgerschaftswahl wechselt die dortige Linken-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir als Abgeordnete in den Bundestag. In einer am Donnerstag in der Hansestadt veröffentlichten Erklärung sprach Özdemir, die zugleich Kovorsitzende der Linksfraktion in der Bürgerschaft ist, von einer schweren Entscheidung. "Mein Herz hängt an dieser Stadt, hier sind meine Wurzeln", erklärte sie.
Özdemir hatte parallel bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar und bei der Bürgerschaftswahl eine Woche später für die Linke kandidiert. Diese Entscheidung fiel nach ihren Angaben noch zu einem Zeitpunkt, als sie eine Bundestagskandidatur über die Hamburger Landesliste der Linken als ohnehin chancenlos ansah. Die Zustimmungswerte der Partei aber stiegen kurz vor den Wahlen an. Die Linke kam bundesweit auf 8,8 Prozent und errang 64 Mandate.
Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg am Sonntag erreichte die von Özdemir als Spitzenkandidatin angeführte Partei laut vorläufigem Ergebnis 11,2 Prozent und verbuchte damit ebenfalls deutliche Zugewinne im Vergleich zur vorherigen Wahl. Sie wurde dort zur viertstärksten Kraft vor der AfD.
Die Wahl in den Bundestag habe sie "völlig überrascht", erklärte Özdemir am Donnerstag. Die Entscheidung für den Wechsel nach Berlin habe sie "auch als Mutter eines Kleinkinds" erst nach Beratungen mit ihrer Familie getroffen, erklärte die 36-Jährige. Sie habe "schlaflose Nächte" gehabt. Sie sei 14 Jahre lang Mitglied im Landesparlament ihrer Heimatstadt Hamburg gewesen.
Sie sei zugleich aber gerade von Frauen mit Kindern zu dem Schritt ermutigt worden und sehe darin einen Beitrag zu Gleichberechtigung. "Es muss völlig normal werden, dass Frauen in der Politik wichtige Plätze übernehmen", erklärte Özdemir.
Als Nachrücker für Özdemir wird nach Parteiangaben der Linken-Politiker Stephan Jersch in die neue Bürgerschaftsfraktion einziehen. Deren Kochefin Heike Sudmann erklärte, die Hamburger Linke lasse Özdemir "ungern" ziehen, freue sich aber über "eine weitere starke Stimme für Hamburg in Berlin".
T.Wolf--BlnAP