
Bach-Nachfolge beim IOC: Wer wählt, wie wird gewählt?

Eine erlesene Elite bestimmt ab etwa 15 Uhr in geheimer Wahl, wer als Nachfolger von Thomas Bach das Internationale Olympische Komitee anführen und damit in den nächsten Jahren die Richtung im Weltsport vorgeben wird. Zu den derzeit 109 IOC-Mitgliedern gehören illustre Persönlichkeiten wie Fürst Albert von Monaco, die britische Prinzessin Anne, Oscar-Gewinnerin Michelle Yeoh, die schwerreiche indische Philanthropin Nita Ambani, FIFA-Präsident Gianni Infantino oder die frühere kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic.
Drei Mitglieder fehlen entschuldigt bei der Abstimmung des äußerst heterogenen IOC-Zirkels, der sich aus Olympiasiegern, Vertretern von Sportverbänden sowie Menschen aus Gesellschaft und Politik zusammensetzt. Deutsche Stimmberechtigte sind die ehemalige Turnerin Kim Bui (36) und der Sportmanager Michael Mronz (58). Bach selbst wählt in Costa Navarino/Griechenland nicht, der 71-Jährige hat allerdings die Möglichkeit, bei zweimaligem Gleichstand im letzten Wahlgang seinen Nachfolger zu bestimmen.
Ausgeschlossen von der Stimmabgabe sind die sieben Bewerber selbst - solange sie im Rennen sind - sowie ihre Landsleute im IOC, damit werden im ersten Wahlgang nicht einmal 90 Mitglieder votieren. Nach jeder Abstimmungsrunde scheidet der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus - und darf dann ebenso wie seine Landsleute beim nächsten Votum selbst eingreifen.
Die Wahl wird nicht live übertragen, elektronische Geräte im Saal sind nicht erlaubt. Bis ein Sieger durch absolute Mehrheit gefunden ist, werden keine Ergebnisse bekannt gegeben.
Als Favoriten gelten Sebastian Coe (Großbritannien), Kirsty Coventry (Simbabwe) und Juan Antonio Samaranch Junior (Spanien). Weitere Bewerber sind David Lappartient (Frankreich), Prinz Feisal al-Hussein (Jordanien), Johan Eliasch (Großbritannien) und Morinari Watanabe (Japan). Bislang wurde das IOC von neun Männern angeführt (seit 1894), alle stammten aus Europa oder den USA.
Der Gewinner der Wahl wird sein Amt am 24. Juni antreten und damit Bach nach zwölf Jahren ablösen. Die erste Amtszeit beträgt laut der IOC-Charta acht Jahre (also bis 2033), danach besteht die Möglichkeit zur Wiederwahl für vier weitere Jahre (2037). In der Geschichte des IOC wurde jeder Präsident, der sich zur Wiederwahl gestellt hat, ohne Gegenkandidat bestätigt. Allerdings muss hierfür die Altersgrenze von 70 Jahren eingehalten werden, die per Mitgliedervotum einmalig um vier Jahre verlängert werden kann.
Von den sieben Kandidaten könnte deswegen Coe (68) nicht einmal eine volle erste Amtszeit von acht Jahren absolvieren, da er bereits im Jahr 2030 74 Jahre alt würde. Zudem müsste er sich im Fall seiner Wahl erneut einem Votum stellen, um seinen Mitgliedsstatus zu ändern. Derzeit ist er als Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes im IOC vertreten.
Nach den geltenden Regeln wäre für Samaranch und Watanabe (beide 65) sowie Eliasch (63) jeweils nur ein Mandat möglich.
E.Becker--BlnAP